Viele singen seine Lieder ohne deren Autor zu kennen. Immer noch ist die „Lindenwirtin" ein beliebtes Studentenlied, ein ehemaliger Bundespräsident brachte sein „Hoch auf dem gelben Wagen" auf die Hitliste und bis heute singen Chöre und Wandergruppen von seinem „fahrenden Gesellen...". Peter Fauser schreibt über ihn: „Der Reiz, sich heute den Baumbachschen Gedichten zuzuwenden, liegt in der Schlichtheit und Schönheit der Sprache, der Ungekünsteltheit und der Verbundenheit mit der Natur, dem verblüffenden Humor und Witz ... Die Gedichte Baumbachs sind ... nicht der großen Literatur zuzurechnen ... Sie sind eher Unterhaltungsliteratur, aber keineswegs im Sinne trivialer Groschenware und kurzlebiger Wegwerfkunst ..." Wir reden von einem Mann, der bis in unsere Zeit viele Menschen mit seinen Texten erfreut.
Der 1840 in der thüringischen Stadt Kranichfeld geborene Rudolf Baumbach war der Sohn eines Arztes, der zwei Jahre nach der Geburt des Sohnes von Herzog Bernhardt II. von Sachsen-Meiningen zum „Hofmedicus" berufen wurde und sich fünf weitere Jahre später in Ausübung seines Dienstes ein tödliches Leiden zuzog. Rudolf wuchs zusammen mit zwei Schwestern und einem Bruder in Meiningen auf, besuchte das dortige Gymnasium Bernhardinum, studierte anschließend in Leipzig und Würzburg Botanik und schloss das Studium 1864 in Heidelberg mit der Promotion zum Dr. phil. ab. Die von ihm geplante wissenschaftliche Laufbahn musste er sich aus finanziellen Gründen versagen. Auf der Suche nach einem Broterwerb verdingte er sich in Wien, Graz, Brünn und Görz als Hauslehrer. Seine Arbeit wurde schlecht vergütet und als er sich in Graz in eine junge Frau verliebte, die ebenfalls nicht vermögend war, verzichtete er auf die Ehe und blieb zeitlebens unverheiratet. Auf der Suche nach einem Auskommen zog er 1870 nach Triest und wurde Hauslehrer in der Kaufmannsfamilie Afenduli. Die Hafenstadt an der Adria gehörte damals zu Österreich und beherbergte Italiener, Deutsche, Slowenen und Kroaten. Baumbach wurde freundlich aufgenommen, mit Freunden zusammen gründete er den Alpenverein „Sektion Küstenland", war viel auf Wanderschaft und bereiste Italien und Griechenland. Er übernahm die redaktionelle Betreuung des „Enzian", einer humoristischen Zeitschrift des Alpenvereins, die in Manuskriptform erschien, in einer Gaststätte auslag und gegen eine Gebühr gelesen werden konnte. Die Mitarbeit war ehrenamtlich. Der Erlös des Blattes wurde für den Bau einer Schutzhütte angespart.
Baumbach wurde durch seine Beiträge zu regelmäßiger literarischer Arbeit angeregt. Ein Freund erzählte ihm von der slowenischen Sagenfigur „Zlatorog" (Goldhorn), einem weißen Gemsbock, über den in den Alpengebieten unterschiedliche Geschichten verbreitet sind. Baumbach formte daraus ein Versepos und erzielte damit seinen ersten literarischen Erfolg. Der Zlatorog erschien in mehr als 70 Auflagen und machte Baumbach in kurzer Zeit bekannt. Nun waren auch seine Gedichte zunehmend gefragt. Sie wurden mit bekannten Melodien unterlegt oder neu vertont. 1881 entschloss sich Baumbach, nur noch von den Erlösen seiner schriftstellerischen Arbeiten zu leben und gab seine Hauslehrertätigkeit auf. Im Jahr 1885 übermannte ihn das Heimweh nach Thüringen, das er zuvor in verschiedenen Texten, u. a. in den Gedichten „Mein Thüringen" und „Heim" zum Ausdruck gebracht hatte. Er kehrte zurück in seine Vaterstadt Meiningen, wo er beim „Theaterherzog" Georg II. freundliche Aufnahme fand. Dessen Angebot, die Leitung der Herzöglichen Öffentlichen Bibliothek zu übernehmen, schlug Baumbach allerdings aus. Stattdessen begleitete er den Landesherren auf Reisen, wobei es, wie er selbst schrieb, seine Aufgabe war, „geistreich zu sein". Der Herzog dankte es ihm, indem er ihm den Hofratstitel verlieh.
Im Jahr 1895 erlitt Baumbach einen Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholte. Er war unfähig, weiter zu schreiben, und musste von seinen beiden Schwestern gepflegt werden. Am 21 September 1905 starb er in Meiningen. In der Vorschau seines Todes hatte er geschrieben:
Der Erde ward ich abgeborgt,
Werde wieder der Erde zu eigen,
Hab´ ausgesungen und ausgesorgt,
Das schönste Lied ist Schweigen.
Mit Zeilen wie diesen hat sich Rudolf Baumbach durchaus ein wenig Nachruhm verdient.
Textquellen:
Bildquelle: wikipedia, gemeinfrei