Die wieder ausgegrabenen Grundmauern des einstigen Benediktiner-Jungfrauenklosters auf dem Walpurgisberg bei Arnstadt haben etwas Anziehendes. Mit ein wenig Träumerei ist es unschwer vorzustellen, wie hier im hohen Mittelalter, abgeschieden vom emsigen Leben des mit wichtigen Handelsstraßen gesegneten kleinen Städtchens Arnstadt, der Alltag der Ordensschwestern vonstatten gegangen sein mag.
Ein steil ansteigender Fußweg auf Muschelkalkfels, der ganzjährig mit braunem Buchenlaub angefüllt ist, dann ein Hohlweg, vorbei an einer uralten Eiche, die den Aussichtspunkt „Günthershöhe" tangiert, führt hinauf auf das Plateau.
Jenes Kloster war Eigenkloster der Reichsabtei Hersfeld und stammt vermutlich aus dem späten 10. oder frühen 11. Jahrhundert, eine Ersterwähnung findet sich für das Jahr 1196. Es wird vermutet, dass sich vor der Erbauung der Stätte an derselben Stelle eine Berg-Kapelle befunden haben könnte, der Heiligen Walpurgis gewidmet.
Von den historischen Quellen oder von Geschichten, die vom Klosterleben erzählen, ist sehr wenig geblieben. Grabungsarbeiten ließen immerhin westlich der damaligen Klosterkirche eine 12m tiefe Filterzisterne ans Tageslicht treten, welche man im mitteldeutschen Raum eher selten findet. Weiterhin sind mindestens 15 Grabstätten auf dem Areal des Klosters bekannt oder gründlicher untersucht worden.
Das Walpurgiskloster hat sich nach seiner Freilegung, nach Sicherung und Rekonstruierung der Funde, zu einem der beliebtesten Ausflugsziele in der Region etabliert. Das vor dem Hintergrund der steinernen Klostermauerreste jährlich mit vielen Gästen stattfindende Walpurgisfest am 1. Mai ging 2011 bereits in die 20. Runde.
Quelle: P. Unger/Lothar Schmidt: Rund um St. Walpurgis. Walpurgisberg und Walpurgiskloster bei Arnstadt und Umgebung. Festgabe des „Thüringer Geschichtsverein Arnstadt e.V." zum 20. Walpurgisfest am 1. Mai 2011. Arnstadt: 2011.