Der romantisch anmutende Landschaftsgarten erstreckt sich auf einer Fläche von 21 Hektar zu beiden Seiten der Ilm. Die zum Unsesco-Kulturerbe „Klassisches Weimar“ gehörende Anlage verfügt über sanft abfallende Wiesen mit schönen Baumgruppen und wird durch den dicht mit Bäumen bewachsenen Steilhang ergänzt, welcher einen Ausblick auf die umgebende Landschaft ermöglicht.
Der von Herzogin Anna Amalia ab 1781 als Sommerresidenz genutzte bescheiden wirkende Tiefurter Landsitz wurde zuvor 1775 für Prinz Constantin, Carl Augusts jüngerem Bruder, mit Unterstützung von Costantins Erzieher, Carl Ludwig Knebel, als kleine Hofhaltung eingerichtet. Der englische Landschaftspark, welcher ebenfalls bereits ab 1775 angelegt wurde, war und ist geprägt von geschlängelten Wegen, welche den Spaziergänger bereits zu Constantins Zeiten zu den ersten Parkarchitekturen sowie Sitzmöglichkeiten führten. Auf die Gestaltung einer die Wege umringenden Pflanzenvielfalt legte der Prinz einen großen Wert. Das Vergilgrab, der Musentempel sowie der Salon wurden im Zuge der Übernahme des Landsitzes durch Anna Amalia ergänzt. Ebenso ließ die Herzogin den Park schrittweise gestalten, bis der heute bekannte Tiefurter Landschaftspark entstand. Auch das ursprüngliche Gutspächterhaus, welches als Schloss genutzt wurde, ließ die Fürstin Instand setzen. Es diente der literarisch-künstlerischen „Tafelrunde“ um Anna Amalia fortan als Musenhof.
Lässt der Besucher seine Blicke über das Panorama des Parks schweifen, wird ihm bewusst, wieso gerade die Künstler hier ihre Inspiration fanden. Der Anblick der landschaftlichen Gestaltung, der schattenreichen Plätze, der großen und alten Bäume sowie der vielseitigen Sitzgelegenheiten, unter anderem direkt am Ufer der Ilm, können die Gedanken sowohl zerstreuen als auch in innovative Ideen bündeln. Beinah sieht der Spaziergänger vor seinem inneren Auge elegant gekleidete Hofdamen in dem Musentempel auf- und abschreiten und sich auf Anweisung Goethes oder Schillers in ihren schauspielerischen Rollen positionieren. Oder gar den Dichterfürsten selbst, der sein neuestes Gedicht für Anna Amalia vorträgt.
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Textquelle:
Günther, Gitta; Huschke, Wolfram; Steiner, Walter (Hrsg.): Weimar: Lexikon zur Stadtgeschichte, Weimar: Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, 1998.
Bilder: Carolin Eberhardt, Juli 2021.
ausgenommen von: Schlösschen Tiefurt bei Weimar, Tuschezeichnung von Conrad Westermayr (1765–1834) aus dem Jahr 1793 via Wikimedia Commons Gemeinfrei.