Orte wie diesen verlässt man immer mit einem beklemmenden Gefühl. Hier in der Nähe von Frauenwald mitten im Thüringer Wald entstand von 1973 bis 1975 ein Bunker. In jedem der 15 Bezirke der DDR gab es eine solche Anlage, betrieben vom Ministerium für Staatssicherheit. Im Kriegsfall sollten hier rund 130 Mitglieder der Bezirkseinsatzleitung Suhl rund ein Jahr überleben können – im Atomkriegsfall immerhin eine Woche. Das Labyrinth aus Gängen und Räumen hat insgesamt etwa die Fläche eines halben Fußballfeldes. Beim Rundgang wird klar: für Luxus war kein Platz im Schutzraum hinter meterdickem Stahlbeton. Dennoch war das System durchdacht, alles zum Überleben unter der Erde Notwendige war vorhanden.

Ein Blick auf die Einrichtung wird gleichzeitig zur Zeitreise. Die Nachrichtentechnik, Lebensmittel, Krankenstation, Wohn- und Aufenthaltsräume mit den Details aus dem Alltagsleben befinden sich in einem Zustand, als könnten jederzeit die Genossen von Erich Mielkes Truppe zurückkommen. Wichtig bei Bunkern ist natürlich die Tarnung: Der Eingangsbereich war in einer unscheinbar wirkenden Lagerhalle versteckt, selbst Frauenwalder sollen nichts geahnt oder gar gewusst haben. Überleben im Ernstfall? Kein reizvoller Gedanke, wenn man sich vorstellt, wie die 130 durch sich selbst über das Volk erhobenen Stasi-Funktionäre in einem besiegten und zerstörten Land aus ihrem Versteck geklettert wären. Jedenfalls atmet man nach der Führung unwillkürlich tief durch, die Luft des Waldes wirkt viel klarer.

Adresse:

Am Rothenberg 1

98711 Frauenwald

Tel.: 036782 62200

*****

Textquelle:

Seyfarth, Göran: "Thüringen. Die 99 besonderen Seiten der Region" mdv Mitteldeutscher Verlag GmbH Halle, 2016 ISBN: 978-3-95462-631-1

Bildquelle: Kommunikationseinrichtungen im Bunkermuseum Frauenwald By Bezirk Suhl - Self-photographed (Original text: eigenes foto), CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=27...