Es begann mit einem kleinen „Medizinergärtchen". 1580 wurde der Botanische Garten Jena gegründet - damit ist er heute der zweitälteste seiner Art in Deutschland. Er gehört zur Friedrich-Schiller-Universität und soll insbesondere der Abteilung Spezielle Botanik zur Anschauung im Unterricht und für die Forschung dienen. Daneben gelten die Bemühungen der Sammlung dem Erhalt pflanzlicher Vielfalt. Dieses Anliegen wird zusätzlich durch den Aufbau einer Samenbank thüringischer Wildpflanzenflora gefördert. Die Archivierung pflanzengenetischer Ressourcen zur Sicherstellung seltener und bedrohter Arten erfolgt auf Beschluss von höchster Ebene, nach einer Vereinbarung der UN-Organisation für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.
Der Botanische Garten liegt mitten im Zentrum Jenas und trägt dadurch als „Grüne Lunge" zur Verbesserung des Stadtklimas bei. Auf einer Grundfläche von 4,5 Hektar werden 12.000 Pflanzenarten präsentiert - von 900 verschiedenen Laub- und Nadelgehölzen über die 2500 Arten im Alpengarten und das Terrain mit den Heil- und Nutzpflanzen bis hin zur Vegetation der Teichanlage.
In den 1980er Jahren wurden die Gewächshäuser erneuert und erweitert. Nun besteht der Komplex aus fünf Gebäuden, die einen freien Innenhof mit beheizbarem Seerosenbecken umgeben. Kakteen und Sukkulenten, Hartlaub- und Lorbeerwald der immergrünen Subtropen, ein Tropenhaus mit Palmen, das „Evolutionshaus" mit besonders alten Pflanzengruppen wie z. B. Baumfarnen und das Victoriahaus mit Wasser- und Sumpfpflanzen bieten viel Exotisches. Eine besondere Attraktion ist die Amazonas-Riesenseerose, deren Blätter großen Tellern gleichen.
In der weitläufigen Freianlage blühen und grünen - je nach Jahreszeit - verschiedenste Blumen, Kräuter, Bäume und Sträucher. Besucher des Botanischen Gartens können viel lernen, müssen es aber nicht - die geschmackvoll gestaltete Anlage wirkt an vielen Stellen eher wie ein Park und man ist eingeladen, Platz zu nehmen und einfach zu genießen. Besonders die Bänke am Teich, wo man Frösche und Libellen beobachten kann, oder diejenigen unter den großen, alten Bäumen, welche im Sommer wohltuenden Schatten spenden, sind für eine Entspannungspause zu empfehlen. Oft trifft man bei schönem Wetter auch auf Studenten, die die Ruhe und den Vorzug des freien Eintritts dazu nutzen, um in einer angenehmen Atmosphäre zu lernen.
Ein Ginkgobaum erinnert an Johann Wolfgang von Goethe, der diesen der Überlieferung nach gepflanzt haben soll. Man erzählt, der Dichter habe selbst im Botanischen Garten Studien betrieben und dort auch gedichtet, um sich vom Ministeramt zu erholen. Er förderte die Entwicklung des Gartens dadurch, dass er eine Wasserleitung verlegen und Gewächshäuser und das Inspektorhaus bauen ließ.
Jeden Monat finden spezielle Führungen zu jahreszeitabhängigen Themen statt; des Weiteren werden Unterrichtsgänge für Schülergruppen angeboten. Dieser „Erlebnisunterricht" soll der praktischen Anschauung des theoretisch Erlernten dienen und neben der bloßen Wissenserweiterung die Motivation fördern und ein Bewusstsein für die Vielfalt, Einzigartigkeit und Leistungsfähigkeit unserer schützenswerten Umwelt entwickeln.
Besondere Highlights stellen die Pflanzen-Raritäten-Börse, die Tropische Nacht oder das Sommerfest der Friedrich-Schiller-Universität dar, welche alle einmal jährlich im Botanischen Garten stattfinden.
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Fotos: Constanze Bragulla