schrieb Johann Wolfgang von Goethe seinem Freund, dem Kantor und Organisten Friedrich Heinrich Schütz in Bad Berka ins Stammbuch. Goethe hat die Besonderheit dieser historischen Felsenburg - die einzige ihrer Art in Thüringen - erkannt und bei seinen Besuchen in Buchfart immer wieder hervorgehoben. An den Höhlen vorbei verläuft der Weg, den Goethe benutzte, wenn er von Weimar über Buchfart, Saalborn und Neckeroda nach Großkochberg wanderte oder ritt, um Frau von Stein auf ihrem Landsitz zu besuchen. Heute ist dieser Goethewanderweg ein gern genutzter Pfad für Wanderer und Naturfreunde.
Am 17.02.1777 schrieb Goethe in sein Tagebuch „von Großkochberg über Blankenhain, Saufeld und Hirschruf nach Buchfart geritten". Im gleichen Jahr am 23. April schreibt er: „mit Freund Einsiedel in Buchfart im Garten zusammen gesessen." Am 1. Dezember 1781 vermerkt Goethe: „den Holzvorrat bedenkend von einem Buchfarter Bauern Wellenholz vorteilhaft gekauft".
Damit sind wir bei einem der Rätsel um die Felsenburg: Einheimische behaupten, die Höhlen seien Wohnungen von Zwergenwesen, andere sprechen von Räuberhöhlen oder von den Resten eines alten Raubschlosses. Diese Deutungen gehören eher in den Bereich der Sagen und haben mit der Wirklichkeit nur wenig zu tun. Noch liegt vieles über die Historie der Burg im Dunkeln, es gibt aber auch gesicherte Fakten über ihre Entstehung.
Die 15 Höhlen, wie sie heute zu sehen sind, scheinen nur ein Teil der gesamten Felsenburg gewesen zu sein. Im „Heimatbuch des Kreises Weimar aus dem Jahr 1925 schreibt der lange Jahre in Buchfart als Pfarrer wirkende Herr Heubel:
„Es ist wenig bekannt, daß die Höhlenkammern der Buchfartsburg in zwei Reihen übereinander liegen. Man kennt meist nur das obere Stockwerk. Vom unteren lassen sich auch nur noch zwei bis drei Höhlenrückstände feststellen, alles andere ist in die Tiefe gestürzt. Aber diese unteren Höhlen sind deshalb bemerkenswert, weil auf ihrer Höhe in der Eiszeit das Ilmbett und die Anfänge der Buchfartsburg liegen. Seitdem hat sie ihr Tal fast zwanzig Meter ausgetieft und durch die stürzenden Schuttmassen ein Stück vom Fuß der senkrechten Wand abgedrängt."
Diese Vermutung Heubels bestätigt der Höhlenforscher Heß von Wichdorff in seinen Beschreibungen der „Thüringer Burgen". Dort heißt es: „Sie (die unteren Felsenkammern) liegen in gleicher Höhe mit dem oben erwähnten llmkieslager und der diluvialen Ilmterrasse, lagen also in einer diluvialen Zwischeneiszeit unmittelbar am Ufer des damals noch 20 bis 25 m höher dahinfließenden Ilmflusses. Die Ilm hat jedenfalls die Höhlen ausgestrudelt, während die unmittelbar darüber dahinstreichende Bank ... als vorspringendes natürliches Felsendach schützend über die ausgestrudelten Nischenhöhlen hervorragte."
Somit liegt es auf der Hand, dass diese Höhlen von umherstreifenden Horden der Urmenschen als Unterkunft gedient haben. Liegen doch die Orte Taubach und Ehringsdorf nicht weit entfernt.
Nachgewiesen ist inzwischen, dass diese Höhlen nach oben erweitert worden sind und zwar so, dass der bröckliche Kalk relativ leicht herauszuarbeiten war. Später dienten diese Höhlen den Bewohnern des Ilmtals als Zufluchtsstätte, wie Fossilen von Tierknochen, Glasringen und Gefäßscherben sowie ein Hornkamm aus der Merowingerzeit (5 - 8. Jahrhundert) beweisen.
In späterer Zeit sind die oberen Felsenhöhlen erweitert worden, weil sie mehr Sicherheit darstellten als die unteren. Mit diesen Arbeiten entstand die Burg, wie sie größtenteils heute noch anzusehen ist.
Relativ sicher ist die Annahme, dass die Höhlen späterer Zeit als Zufluchtsort dienten und nach der Zerschlagung des Thüringer Königreiches im Jahre 531 weiter ausgebaut wurden. Die Burg könnte auch als Zufluchtsstätte gegen die einfallenden Slawen und Ungarn gedient haben. Urkundliche Hinweise auf die Buchfarter Höhlen sind selten. Anfangs gehörten sie den Herzögen von Thüringen und den Grafen von Orlamünde. Die letzteren verkauften die Rechte an der Burg an die Grafen von Schwarzburg, im 15. Jahrhundert ging sie an die Herren von Heydingsburg (Hetschburg) über. Spätere Erwähnungen gibt es nicht, vermutlich auch, weil die Burg zwischenzeitlich verfallen war. Seit 1440 gibt es deshalb keine Aufzeichnungen mehr.
Der Zugang zu den Höhlen hat sich im Laufe der Jahrhunderte mehrfach geändert. Pfarrer Heubel vemerkt dazu:
Sieht man sich die Zeichnung der Felsenburg aus unbekannter Herkunft (siehe Oben) genauer an, erscheint das sehr einleuchtend.
Neben diesem Weg führte ein unterirdischer Gang aus dem Keller eines Buchfarter Hauses zur Felsenburg. Die Mündungsstelle ist heute nicht mehr erkennbar, der Eingang in og. Haus noch vorhanden. Der Buchfarter Chronist Kurt Scharf beschreibt diese Stelle wie folgt:
Kriechender Wacholder und Steinkraut überdecken die verwitterte moosbedeckte Bruchsteinmauer. Die Eingangstür, mit Schwartenbrettern aufgedoppelt, hängt noch fest in ihren Pfosten. Nur zwei geschmiedete Ringe an einer rostigen kette dienen zum Öffnen der schweren Tür. Unauffällig verschließt sie den ehemaligen Fluchtweg, der zu den in halber Höhe des Felsens liegenden „Höhlen" führt. Unbegehbar heute, das einst aus Steinen, die die Natur bot, errichtete Bauwerk. Das Erdreich drückt gegen das Gewölbe. Anhaltende Trockenheit lässt es aus seinen Fugen rieseln, starke Regenfälle spülen es frei. Ein schmaler Gang, in dem man sich nur gebückt bewegen kann, führt nach einigen Metern in eine nach beiden Seiten erweiterte Wölbung. Hier konnten vielleicht zwei bis drei Dutzend Menschen Schutz finden. Die Weiterführung des Ganges ist nur noch an einer, aus ein paar übereinandergeschichteten Mauerresten und dem dazwischen liegenden Erdreich zu erkennen.
Im Jahre 1868 brachen ackernde Pferde in den Stollen ein und die Lehrerin und heutige Ortschronistin von Buchfart, Christa Scharf, kann sich an ein gleiches Ereignis aus ihrer Kindheit erinnern. Sie spricht von einem großen Krater, in dem sie als kleines Mädchen spielte und den Gang gesehen hat.
Es ist interessant, wie fremde Besucher die Felsenburg in der Vergangenheit gesehen haben. So schrieb Zacharias Konrad von Uffenbach in seinem 1755 erschienenen Buch „Merkwürdige Reisen":
Zum Schluss der Betrachtungen sollen die drei schönsten Sagen um die Felsenburg erzählt werden, so wie sie von Generation zu Generation in dieser Gegend des Ilmtales weitererzählt wurden.
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Literaturverzeichnis
1. Ernst Leißling, Das mittlere Ilmtal; VEB Greifenverlag zu Rudolstadt, 1966
2. Christa und Kurt Scharf, Buchfarter Chronisten
Bildquellen:
Titelbild, Die Felsenburg, Video im Text und Blick auf die Felsenburg: Nix0n (Anonym empfangen)
Alte Ansicht der Felsenburg, gemeinfrei
Ein faszinierendes Bauwerk, Eingang zum unterirdischen Stollen und Blick in den unterirdischen Gang: Kurt Scharf, Buchfart