Da Jena noch nicht an das Eisenbahnnetz angeschlossen war, kam der russische Graf schlichtweg zu Fuß über das ehemalige Schlachtfeld von Apolda nach Jena. Besonders den pädagogischen Einrichtungen war sein Interesse gewidmet, zu diesen zählten unter anderem das Zenkersche Institut, die Stoysche Lehr- und Erziehungsanstalt und die ebenfalls unter der Leitung Stoys stehende Johann-Friedrich-Schule. Über diese schrieb er später in sein Tagebuch: „Schullehrerseminar. Herrlich. Rechnen mit Stäbchen und Übertragung in den Zahlenbegriff - Geographie mit Vermessungsaufträgen."
Tolstois Name gliedert sich auf einer hellen Putzwand im Vorhof des Frommanschen Anwesens in eine Reihe von Gedenktafeln, die an den Besuch literarischer Größen im Gebäudekomplex erinnern. 1798 wurde dieses von dem Buchhändler und Verleger Carl Friedrich Ernst Frommann erworben und unter seiner Führung entwickelte es sich zum Schmelz- und Treffpunkt bedeutender Persönlichkeiten wie Fichte, Schelling oder die Brüder Schlegel. Insbesondere zu Goethe hegte Frommann ein freundschaftliches Verhältnis und auch Jacob Grimm gewährte er für einige Zeit während dessen Suche nach einer neuen Wirkungsstätte Unterkunft. 1844 ging das Anwesen in die Hände von Gustav Zenker über, der darin das Zenkersche Institut, eine Knabenschule, errichtete. Hier kam Tolstoi während seines zweitätigen Aufenthaltes in Jena unter.
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Bildquellen:
Vorschaubild, Leo Tolstio, Das 1886 datierte Ölgemälde trägt die Signatur H. Straus., gemeinfrei
Portrait von Tolstoi, Ivan Nikolaevich Kramskoi, gemeinfrei