Wartburg-PKW
Anette Huber-Kemmesies
Hoch thront sie über der Stadt Eisenach: die Wartburg. Sie zählt zu den beliebtesten Ausflugszielen Thüringens. Hier trifft man auf Menschen vieler Nationen, die sich von der Geschichte, dem Charme und dem Ausblick der Burg beeindrucken lassen. Und natürlich will jeder auch mal einen Blick in das Lutherzimmer werfen, indem der Reformator metaphorisch den Teufel mit Tinte bekämpfte.
Doch Eisenach ist nicht nur aufgrund der Wartburg bekannt, sondern auch wegen der Automobilindustrie. Dahingehend ist Eisenach heute mit dem Automobilhersteller Opel verbunden. Doch bereits 1898 wurde hier das erste Fahrzeug in der ehemaligen Fahrzeugfabrik Eisenach hergestellt und ab 1899 verkauft: der Wartburg-Motorwagen. Die Fahrzeugfabrik Eisenach zählt Ende des 19. Jahrhundert zu den Großbetrieben in Thüringen mit 1300 Mitarbeitern. In ganz Deutschland war die Fabrik das vierte Unternehmen mit einer Automobilproduktion. Leider aber wurde das Fahrzeug, also der Wartburg-Motorwagen, der Klasse Voiturette mit Ottomotor nur bis 1903 produziert. „Voiturette" bedeutet dabei in etwa so viel wie Kleinwagen.
Nach einigen Herstellerwechseln in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts - u.a. war das Werk auch Zweitniederlassung von BMW - wurde hier, nach der Verstaatlichung des Werkes, zwischen 1956 und 1991 das wohl neben dem Trabant beliebteste Fahrzeug der DDR-Bürger im VEB Automobilwerk Eisenach hergestellt: der Wartburg, benannt nach eben jenem Wahrzeichen Eisenachs. Hersteller war der IFA (Industrieverband Fahrzeugbau), der Limousinen, Kombis, Coupés, Pritschenwagen und Kabrioletts der Marke Wartburg herstellte. Neben den viertürigen Standardlimousinen wurden unter anderem auch Luxuslimousinen, Campinglimousinen, Sportwagen und Schnelltransportwagen (heute besser bekannt als Pickups) hergestellt. Und auch als Polizeieinsatzwagen wurden Wartburgs eingesetzt. Der Wartburg, der das Straßenbild der DDR allerdings mit am meisten prägte, was die Limousine. Und diese wurde in Eisenach produziert. Andere Produktionsstandorte weiterer Typen waren Halle, Dresden und Ludwigsfelde. Und natürlich wurde der Wartburg auch exportiert, hauptsächlich nach Polen und Ungarn.
Mit der Wende allerdings, ging das Unternehmen, wie so viele andere auch, in die Treuhand über und wurde schon im Jahre 1991 von der Treuhandgesellschaft geschlossen. Natürlich reagierten die Mitarbeiter der AWE mit Demonstrationen. Die A4 wurde vom Betriebsrat der AWE und der IG Metall aus Protest vollständig blockiert. Doch leider halfen diese Maßnahmen nichts. Der letzte Wartburg des Typs 1.3 rollte am 10.04.1991 vom Band. Die meisten Teile des Werkes in der Eisenacher Innenstadt wurden nach und nach abgerissen und nur durch die beherzte Initiative der MITEC Automotive AG konnte das denkmalgeschützte „Objekt 2" erhalten bleiben. Hier befindet sich heute das technische Museum „Automobile welt Eisenach", in dem über die über 100 jährige Geschichte des Automobilbaus in Eisenach informiert wird. Neben technischen Informationen, begleiten Originalfabrikate, angefangen beim Wartburg-Motorwagen, bis hin zum Opel Adam, die Ausstellung auf anschauliche Weise. - Apropos Opel Adam. Am Fuße der Wartburg werden auch heute noch KFZ der Automarke Opel hergestellt. Und die Vielzahl an kompetenten Facharbeitern aus dem AWE konnte auch nach der Wende hier Arbeit finden.
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Bild: Dr.struppi "Wartburg 311/1 de luxe Baujahr Februar 1959"; wikipedia
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