Zu den „Drei Gleichen", drei Burgen in Thüringen, gibt es eine Vielzahl an Sagen und Geschichten, die sich oft und gern erzählt wurden. Die unten stehende erzählt von einem tragischen Unglück auf der Mühlburg, das durch zweifelhafte Erziehungsmaßnahmen und einem Brand verursacht wurde. Der darauffolgende Nachbarschaftsstreit konnte nur durch erhebliche Zahlungen beigelegt werden.
Anette Huber-Kemmesies
„In der Mitte des 15. Jahrhunderts wohnte auf Schloss Mühlberg eine Wittwe von Hellbach, die einen Sohn namens Hans hatte, den sie auf keine Weise im Zaume halten konnte. Einst ersuchte sie ihre Nachbarin, die Gräfin von Gleichen, den jungen Unband auffangen und einsperren zu lassen, sobald er an der Burg gleichen vorbeireiten würde. Dies geschah. Als er aber gefangen saß, kam in selbiger Nacht Feuer aus und der Eingesperrte mußte, da man ihn in Bestürzung vergessen hatte, ersticken. Die Hellbachs waren darüber untröstlich und und verlangten von dem Grafen von Gleichen so viel Silber als Genugthuung, als der Erstickte gewogen hatte. Aber der Graf weigerte sich, das Silber zu geben und so kam es zu einer ernstlichen Fehde, die mehrere Jahre dauerte und nur dadurch beigelegt wurde, daß der Graf von Gleichen den Hellbachs für den verlorenen Sohn jährlich ein Füllen zu geben versprach.
(Nach Sydow's Thüringen u. der Harz)"
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(Quelle: Heinrich Kruspe: Sagenbuch der Stadt Erfurt, Gesamtausgabe von 1877 mit 160 Sagen, 4. Reprintauflage, Rockstuhl Verlag 2010.)
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